Lass es Liebe sein … Ist Führung für Sie noch Arbeit oder lieben Sie schon?
Mancher macht einen Führungs“job“, allein um der Karriere willen, aus einer Gelegenheit heraus oder aus Gewohnheit. So fühlen sich dann auch die Mitarbeiter – als Produktionsfaktor Arbeit, wo es auf den Einzelnen nicht ankommt. Von wegen der Mensch ist Mittel.Punkt.
Was bedeutet es, unsere Führungsverantwortung und unsere Mitarbeiter zu „lieben“, Führung als Berufung zu leben?
Liebe ist eine bewusste, ständig erneut getroffene Entscheidung für den anderen, für ein Zusammenleben oder -abeiten. Anders als bei einer Schwärmerei, akuter Verliebtheit oder der Gewohnheit einer langjährigen Beziehung.
Wenn Liebe bedeutet,
- sich für den anderen verantwortlich zu fühlen, ohne ihm seine Selbstverantwortung abzunehmen,
- wohlwollend und auf Basis gemeinsamer Werte tolerant zu sein,
- Freiheiten zu geben und diese nicht nur für sich selbst in Anspruch zu nehmen,
- sich gewahr zu sein, dass niemand in Vollzeit perfekt sein kann und vorhandene Macken und Stimmungstäler zu akzeptieren,
- die persönliche Entwicklung des anderen nicht nur zu akzeptieren, sondern aktiv zu fordern und zu fördern,
- stolz zu sein auf die Erfolge des anderen und hilfreich bei Niederlagen,
- anzuerkennen, aufmerksam, zugewandt, interessiert, ernstnehmend, wertschätzend, respektvoll und verlässlich zu sein und
- eine alltagstaugliche Pragmatik im Umgang miteinander zu entwickeln,
dann haben die Themen Führung und Liebe viele Gemeinsamkeiten.
Auch die 6 Phasen der Liebe finden wir in vielen Arbeitsbeziehungen wieder.
Es beginnt bei beiden mit der Phase “Werben um den Partner”. Sowohl in persönlichen als auch beruflichen “Bewerbungsgesprächen gilt: “Je weniger sich die beiden Partner so präsentieren wie einerseits die Aufgabe und anderseits sie selbst tatsächlich sind, was sie zu geben gewillt und in der Lage sein werden, desto größer ist das Risiko der Täuschung durch nicht realisierbare Erwartungen und folgender ENT-TÄUSCHUNG beider Partner.
Als zweites folgt der Abschnitt “Sturm und Drang, Wahn und Leidenschaft”. Sind hier persönliche Beziehungen vor allem durch hormonbedingte Tollheiten gekennzeichnet, ist es in der beruflichen Liaison eher der Reiz des Neuen, das es zu erobern gilt. Ein Unterschied in der Praxis ist oftmals, dass die Verliebtheitsphase in persönlichen Beziehungen etwas länger anhält, als in beruflichen.
Dann folgt, früher oder später, aber unausweichlich, die Sequenz “Erwachen – die rosarote Brille wird abgelegt”. Meist fühlen sich beide Seiten berechtigterweise getäuscht, sind jetzt enttäuscht und beginnen zu nörgeln und zu kritisieren, um den jeweils anderen “passend” zu machen. Das kann eine ganze Weile dauern und gewaltig nerven. Persönliche Beziehungen werden jetzt nicht selten mit leichter Hand gekappt, es sei denn, es sind schon kostenintensive Tatsachen geschaffen worden – Umzug, gemeinsame Wohnung, Jobwechsel wegen des Partners, Heirat, oder Nachwuchs ist unterwegs. Im beruflichen Umfeld halten die Partner jetzt häufig übermäßig lange am Status und ihren Vorstellungen fest, da die Akquisitions- und Einarbeitungskosten hoch waren und ein schneller Wechsel sich nicht gut im Lebenslauf macht, sowie beide Seiten sich eine Fehlentscheidung eingestehen müssten.
Wenn bis dahin noch keiner die Konsequenz der Trennung gezogen hat, geht die Beziehung in das nächste Stadium “Neuverhandlung und Neuorientierung” zur beiderseitigen Anpassung der Werte, Ziele, Rahmen, Rollen und Verantwortungen an die Möglichkeiten, Bereitschaften und Fähigkeiten des anderen. Werden hier die Karten zur Zufriedenheit beider Partner neu gemischt, ergibt sich die Chance auf eine dauerhafte Allianz der Beteiligten. Sonst folgt die Trennung oder die innere Selbstpensionierung.
Die nächste Etappe heißt denn auch “Partner (Chef/Job) wird als Gesamtpaket akzeptiert”. Mit allen Stärken, Schwächen und Eigenheiten, die die Person oder den Job ausmachen. Eine Zeit lang werden noch häufig bewusste Entscheidungen benötigt, auch die “Kröten” zu schlucken, die zum Gesamtpakt gehören.
Danach kommt die Belohnung, die Ära des “entspannten Liebesglücks”. Vieles hat sich automatisiert, man weiß, was man aneinander hat und auch im beruflichen Umfeld verhalten sich viele der Beteiligten wie “alte, zufriedene (Ehe-) Paare”.
Trotzdem können auf die Beteiligten immer noch neue Herausforderungen zukommen.
- Zum Beispiel im privaten Rahmen: Nachwuchs kommt, die Kinder ziehen aus, Einer verliebt sich neu, oder geht in Rente, etc.
- Zum Beispiel im beruflichen Umfeld: der Chef oder ein wichtiger Kollege gehen weg oder in Rente, der Chef oder Firmeneigentümer wechselt und / oder initialisiert eine neue Philosophie, Strategie, Hierarchie oder Struktur.
Dann ist es häufig auch nötig, nochmals die Phase “Neuverhandlung und Neuorientierung” zu durchlaufen, um der Beziehung eine dauerhafte Chance zu geben.
In einem nächsten Artikel werde ich Ihnen die apokalyptischen Reiter vorstellen, die Vorboten für das Ende einer Beziehung und die “magische 5:1 Relation”.
Teile entnommen aus meinen Büchern: Das Liebesglück finden und bewahren, Untertitel: Die Liebe verstehen und besser lieben lernen! und
Die Dienstleistung Führung – der Mitarbeiter als Kunde, Untertitel: Handbuch für Führungsdienstleister