Rhetorik: Host mi?
Der heutige Blog-Artikel befasst sich mit der Art und Sprache der Ureinwohner meiner neuen Heimat Oberbayern. Der Charme und die Weltoffenheit der Bajuwaren erschließt sich dem Ortsfremden zwar selten auf Anhieb, scheint aber sofort nach dem Überwinden der gängigen Vorurteile durch und bricht sich irgendwann mit Macht und Herzlichkeit Bahn. Nehmen wir das Grüßen. Quasi jeder, von der zahnlosen Oidn über die gstandnen Mannerleit bis hin zu den Dirndln und Buam grüßen auf der Straße, in der Wirtschaft und beim Einkaufen. Selbst beim Joggen wird sich gegenseitig ohne Vorbehalte gegrüßt, selbst wenn der andere jünger, älter, schneller, anderen Geschlechts, Radfahrer oder Walker ist. Dabei gängig: „Griaß di“ (Grüß‘ Dich), „Griaß eana“ (Grüße Sie), „Griaß Good,“ oder auch nur: „Sgoood“ (Grüß Gott), sowie
„Servas,“ als Willkommens- und Abschiedsgruß. Das freundliche Grüßen Unbekannter war im Rheinland seltenst der Fall.
Und auch wenn sich manche bayrischen Redewendungen aufs erste Ohrwaschel voll rau anhören, so schwingt doch meist ein positiver Subtext mit.
Hier einige Beispiele:
„Host mi?“ (Konnte ich mich für dich verständlich ausdrücken?)
„Basst scho.“ (Ist in Ordnung, da bin ich tolerant.)
„Reschpägd!“ (Respekt! Meine Anerkennung!)
„Leckts mi am Oosch!“ (Außerordentliche Anerkennung, aber auch LMAA (hier bitte auf die Mimik achten)).
„Meassse.“ (Danke (von Merci))
„Da leggst di nieder“, oder auch „ja verregg.“ (Wer hätte das gedacht?)
Ein Erlebnis der besonderen Art hatte ich auch auf der Kfz-Zulassungstelle in Bad Tölz. Erste Überraschung: Keine Nummern ziehen. Zweite Überraschung: Ich kam sofort dran. Dritte Überraschung: Nachdem ein paar mehr Leute in die Behördenstube strömten, kann der Amtsleiter als Unterstützung aus seinem Büro – fesch und zünftig in Haferlschuhen, Wadenstrümpfen, kurzer Lederhose mit sichtbaren Rehbeinen (nicht so schlank, aber so behaart) und rot-weiß kariertem Hemd. Eine spezielle Kultur. Liebenswert.
…neue Heimat in Bayern? Ich bin Oberbayerin, in Mühldorf am Inn geboren, und in der Nähe aufgewachsen, hab jetzt über zwanzig Jahre in München gelebt und gearbeitet und wohne am kommenden Montag nun seit zwei Monaten in Bremen….
ich grüße dich von herzen, Luise
Tja, so spielt das Leben. Den einen spült es dort hin, die andre dahin. Hoffe Sie treffen es ebenfalls so gut an wie ich mit meiner lieben Frau – wie geht es Ihnen?