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Hemmungslose, marktschreierische Reklame führt zu Fehlentscheidungen

31/03/2014

dog wearing crownEin Plädoyer gegen „Ballyhoo“ und „Window Dressing“ in Bewerbungsgesprächen.

„Was ist das Schlimmste, das nach einem Bewerbungsgespräch passieren kann, und zwar für beide Seiten?“ Wenn ich diese Frage in meinen Seminaren stelle, erhalte ich oft sinngemäß die Antwort „Dass es nicht passt und das Unternehmen und der Bewerber nicht zusammenkommen.“ Meine Erwiderung ist dann: „Weit gefehlt! Das Schlimmste für beide Seiten ist, wenn es nicht passt und sich die Parteien trotzdem füreinander entscheiden.“ Hemmungslose, marktschreierische Selbst- und Job-Reklame führt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Fehlentscheidungen.

Sinn und Zweck jeder Partnerschaft ist der gegenseitige Beitrag zu den Zielen und Bedürfnissen des andern.

Wenn wir nicht sagen, auf welche Rahmenbedingungen und Anforderungen der mögliche, zukünftige Mitarbeiter trifft und dieser uns nicht sagt, was er wirklich will, kann und bereit ist zu investieren, werden wir falsche Entscheidungen treffen, die beide Beteiligten viel Geld, Lebenszeit, Lebensqualität und eine Menge Nerven kosten. Wie lange wird es dauern, bis der künftige Mitarbeiter bemerkt, dass wir ihm Unsinn in Bezug auf seine neue Stelle und die Führung seines direkten Vorgesetzten erzählt haben? Zwei Wochen? Vier Wochen? Und dann? Wie lange werden wir brauchen um herauszufinden, dass der Bewerber in seinem Engagement oder seinen Fähigkeiten nicht zum Anforderungsprofil der Stelle und/oder dem Führungsstil seiner Führungskraft passt? Und dann? Wann wird die gegenseitige Täuschung in beiderseitige Ent-täuschung münden? Hemmungslose, marktschreierische Selbst- und Job-Reklame führt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Fehlentscheidungen.

Wenn ich die Augen zumache, kann mich keiner sehen.

Diese bei Dreijährigen sehr beliebte Strategie zum Tarnen und (Selbst-) Täuschen wenden auch einige Mitarbeiter und Führungskräfte an. Oft haben diese die Tendenz, sich in solchen Fällen ihre Fehlentscheidungen schönzureden, auf die große Wende oder die Fee mit dem Zauberstab zu warten, nur um nicht zugeben und durch eine Trennung dokumentieren zu müssen, dass sie sich geirrt haben. Wenn es dann gar nicht mehr geht, wird der Mitarbeiter entweder weggelobt, oder beide Seiten ertragen eine angemessene und ineffektive Zeit zusammen, bis die Trennung im Lebenslauf nicht mehr wie die schriftlich fixierte Fehlleistung im Leben von Mitarbeiter und Führungskraft aussieht, die sie natürlich trotzdem bleibt.

Selektionsvorgehen bei der Partnerwahl

Auch bei der privaten Partnerwahl treffen wir auf diese Selektionsmuster. Jeder stellt sich im besten Licht seiner Schokoladenseiten dar, spricht allerdings selten über seine Eigenheiten, Werte, Ziele und Prioritäten im Leben und erhält somit fast zwangsläufig einen nicht (oder nur zufällig) zu ihm passenden Partner. Dumm gelaufen. Auch hier gibt es die Tendenz, selbst nach der Ernüchterung durch diese Erkenntnis noch eine ganze Weile aneinander zu kleben, weil sonst die Fehlentscheidung allzu deutlich nach außen tritt und die Gewöhnung aneinander eine gewisse Haftkraft hat. Hemmungslose, marktschreierische Selbst-Reklame führt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Fehlentscheidungen.

Was wäre also zu tun, statt in wichtigen und auf Dauer angelegten Partnerschaften den anderen von Anfang an zu täuschen und zu belügen? Und uns dabei auch noch selber zu schaden?

Sagen wir klar, was unsere Träume, Ziele, Wünsche und Motive sind, welche Prioritäten wir dabei setzen, welche Werte und Prinzipen unsere Handlungen leiten werden, was der Partner insofern von uns erwarten kann und was wir uns vom Partner erwarten und wünschen. Auch wenn sich das für manche von ihnen vielleicht zu formalistisch, zu wenig romantisch und zu kopflastig anhört, ist es das Beste, was wir zum Anfang einer ernsthaften und auf Dauer angelegten Partnerschaft tun können. Just do it.

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