Ist wirklich ALLES wahr? Auch das Gegenteil?
Ist damit auch ALLES „Maya“, sprich Täuschung, wie der Hinduismus glaubt? Wird dadurch jede Aussage sinnlos, belanglos oder gleich-gültig, sobald sie sich von faktischen Feststellungen entfernt, für die es allgemeingültige Maßstäbe gibt? Gibt es allgemeingültige Maßstäbe außerhalb kulturell bedingter Übereinkünfte? Oder außerhalb geschlossener Systeme, mit selbstgeschaffenen, abstrakten Definitionen (wie bei den Resultaten in der Mathematik oder den Dogmen der Religionen)?
Offenbar sind die Antworten: Ja. Ja. Ja. Ja. Nein. Nein.
Jede Beurteilung oder Bewertung sagt mehr über den Beurteiler, seine Denkwelten, Werte, Maßstäbe und Prioritäten als über das beurteilte Subjekt oder Objekt.
Beispiele dafür gibt es zuhauf.
Angefangen bei Aufsätzen, die Lehrern zur Bewertung vorgelegt wurden und denen Noten in einer Streuung von ungenügend (6) bis sehr gut (1) zuteil wurden. Bereits 1956 hat bei der Untersuchung einer deutschen Lehrerzeitung die Objektivität der Aufsatzbeurteilung schlecht abgeschnitten. Vierunddreißig Deutschlehrern wurde ein Aufsatz vorgelegt, den sie bewerten sollten; der Klassenlehrer hatte für den Aufsatz eine 1 vergeben. Acht Lehrer verteilten eine 2, zwanzig eine 3, fünf eine 5, ein Lehrer eine 6.
Wen wundert es da noch, wenn es auch auf den heute durch das Internet weit verbreiteten Bewertungsportalen oft bizarre Benotungen für Arbeitgeber, Hotels oder Bücher in einer Streubreite und Ausprägung gibt, deren Ursprung schwer nachvollziehbar ist, selbst wenn man von dem Gedanken der vorsätzlichen Manipulation Abstand nimmt.
Ein weiteres, wenig bis gar nicht bekanntes Beispiel ist die Bewertung von Mathematikarbeiten, sofern Lösungswege mitbeurteilt werden. Wenn es keine einheitlichen Korrekturanleitungen gab, kam es hier ebenfalls zu erheblichen Streuungen. Ganz wild wird es, wenn mündliche Leistungen in die Benotung mit einfließen (siehe: Diplomarbeit „Leistungsbeurteilung im Mathematikunterricht und ihre mangelhafte Objektivität“ Verfasserin SCHÄFER THERESA, Uni Wien 2012).
Schon hier können wir uns vorstellen, wie die Startchancen von Schülern und Studenten durch die Lehrkräfte beeinflusst werden. Ganz abgesehen von diversen Studien, die belegen, dass sich auch
- · der Vorname („Kevins bekommen schlechtere Noten„),
- · das Geschlecht („Jungen werden bei Noten benachteiligt„)
- · der Body-Mass-Index („Dicke Kinder, schlechte Noten„)
- · die Herkunft (Problem- oder Villenviertel der Stadt, Migrationshintergrund, „Auch Herkunft wird benotet„) und
- · die Attraktivität der SchülerInnen ( „Schöne Schüler bekommen bessere Noten„) auf deren Noten auswirken.
Wenn wir uns dann anschauen, wie die Potential- und Leistungsbeurteilung von Mitarbeitern erfolgt, finden wir etliche der vorher kritisch angesprochenen Kriterien wieder.
Bei Erwachsenen kommen noch so aussagekräftige Punkte wie
- Haare Ja oder Nein („Kahlschlag für die Karriere“) oder
- Körpergröße („Großer Mensch – großes Einkommen„)
hinzu und die Geschlechtspräferenzen kehren sich in vielen Wirtschaftsbereichen um („Frau sein lohnt sich nicht„, „Bewerbung: Schöne Frauen haben Nachteile, Männer nicht„).
Selbst in Berufsfeldern mit messbaren Kriterien erleben wir häufig, dass
- · gar keine Ziele, oder
- · keine sinnvollen, von einer nützlichen Vision abgeleiteten Ziele formuliert werden.
- · Nur quantitative, aber kaum qualitative Maßstäbe angelegt werden und
- · die Wirtschaftlichkeit, sowie
- · die Nachhaltigkeit oft keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Mit allen Konsequenzen für die Bezahlung und die Zukunftschancen des einzelnen Mitarbeiters, sowie für die Wirtschaftlichkeit der Unternehmensprozesse und schlussendlich der Wirtschaftlichkeit und Überlebensfähigkeit des Unternehmens. Schade.
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