Riskantes Gelächter
Ein britischer Forscher hat akribisch zusammengetragen, welche Gefahren drohen, wenn man eine richtig fröhliche Lachsalve loslässt.
Lachen ist gesund. Oder etwa nicht? Robin Ferner, Professor für klinische Pharmakologie an der Universität von Birmingham, ist sich seiner Sache nicht mehr ganz so sicher. Im „British Medical Journal“, das sich in seiner Vorweihnachtsausgabe traditionell eher heiteren Themen zuwendet, hat er sich mit dem Thema auseinandergesetzt.
Die Liste der potenziell nachteiligen, schädlichen oder gar lebensbedrohlichen Folgen des Lachens ist lang, wie eine Archiv-Recherche ergab. Herzhaftes Lachen kann zum Beispiel Herzrhythmusstörungen auslösen, bei manchem auch einen kurzfristigen Kreislaufkollaps, möglicherweise eine Folge des erhöhten Drucks innerhalb des Brustkorbs.
1927 berichtete ein US-Mediziner erstmals über Risse des Herzmuskels infolge von intensiven Gelächter. Weitere Nebenwirkungen: Asthmaanfälle, Harninkontinenz, Hämatome im geraden Bauchmuskel. Auch Fälle eines tödlichen Pneumothorax, bei dem die Ausdehnung eines oder beider Lungenflügel behindert wird, hat es schon gegeben.
Beim Luftschnappen während eines Lachanfalls kann es leicht passieren, dass man kleinere Gegenstände verschluckt oder sich den Unterkiefer auskugelt – ein relativ häufiges Phänomen, wie Notfallmediziner aus Kalifornien 2008 berichteten. Dass Lachen ansteckend ist, darf man getrost wörtlich nehmen: Die Luft, die beim Prusten in den Raumen geschleudert wird, kann mit Krankheitserregern gesättigt sein.
Professor Ferner glaubt trotzdem, dass der Nutzen des Lachens die Risiken überwiegt – ungeachtet einer Liste von insgesamt 35 Erkrankungen, bei denen es vorkommen kann, dass Patienten sich unfreiwillig zu Lachen gezwungen sehen. Seit über hundert Jahren hatte sich das „British Medical Journal“ nicht mehr ernsthaft mit den Wirkungen und Nebenwirkungen des Lachens beschäftigt, insofern wurde es höchste Zeit.
1898 berichtete das Journal zunächst über ein 13-jähriges Mädchen, das nach einer Stunde andauernden Gelächters eine schwere Herzattacke erlitt. 1899 folgte dann eine Abhandlung über „Lachen als therapeutisches Mittel“. Der Titel klang freundlicher, für den Text galt das nur teilweise. Zitat: „Was das Geschlecht angeht, sagt man Frauen allgemein nach, dass sie nur über einen beschränkten Sinn für Humor verfügen“, schrieb der nicht namentlich genannte Mediziner. „Frauen fänden das allerdings nicht, und genau das sei der Witz dabei.“ Aber da hört der Spaß nun wirklich auf.
Lebensrisiko Lachen, Irene Meichsner im Stadtanzeiger vom 16.12.2013