Vom wilden Affen gebissen
Nicht zufrieden zu sein mit dem was man hat, ist wohl eine zutiefst menschliche, nachvollziehbare, aber eben auch undankbare Eigenschaft. Oft merken wir erst, wie gut etwas war, wenn es verloren geht. So ging es mir im Sommer bei den Fortschritten und Befindlichkeiten meiner Dauerläufe. Was einen Rattenschwanz an Unannehmlichkeiten, Zeitverlusten, Kosten und Schmerzen nach sich zog. Aber eins nach dem anderen.
Ich begann vor ziemlich genau einem Jahr, nach 28 Jahren Sportabstinenz, regelmäßig zu walken. Ziel war, irgendwann joggen zu können, dabei Fitness aufzubauen und Pfunde zu verlieren. Zu Anfang bekam ich an beiden Füßen eine üble Sehnenplattenentzündung, die aber mit Gewöhnung, Schmerzmitteln und orthopädischen Einlagen langsam aber sicher abklang. Nach etwa 1.000 Kilometern auf Schusters Rappen war der Stand, dass ich etwa 15/16 Kilometer beschwerdefrei dauerlaufen konnte. Es machte Spaß, ich fühlte mich unter- und damit herausgefordert und dann kam der wilde Affe hinter irgendeinem Baum hervorgesprungen und biss zu.
Die Idee war: Veränderungen zu bewirken, die mich in die Lage versetzen würden, gleich mal Halbmarathons zu laufen und perspektivisch die Marathondistanz anzugehen.
Maßnahmen: Ein mir empfohlener Experte in Sachen Langlauf wurde konsultiert und dieser fertigte eine Laufanalyse.
Ergebnis 1: Die orthopädischen Einlagen würden meine Füße „verwöhnen“, die Pronation an den Fußgelenken sei rechts minimal und links zu vernachlässigen, er empfehle mir ohne Einlagen in neutralen Laufschuhen zu joggen.
Das tat ich dann, einige hundert Kilometer weit. Mit dem Resultat, dass links innen am Fuß zunehmend Schmerzen auftraten und zwar schon ab Kilometer 8 bis 10. Wieder zum Spezialisten, ich schilderte meine Probleme und bekam jetzt das Ergebnis 2: Dann brauche ich doch aktive Einlagen, die der Pronation entgegensteuern.
Ich lief fröhlich los, auch einen Halbmarathon, weil die Fußbeschwerden tatsächlich deutlich besser wurden. Allerdings bekam ich riesige Blasen unter den Füssen, dort wo die „aktiven“ Einlagen Druck auf die Füße ausübten. Also „nachschleifen“, zwischendurch andere Einlagen ausprobieren, die den Fuß auf die „aktiven“ Einlagen vorbereiten sollten.
Jetzt bekam ich Knieprobleme. Kannte ich so etwas vorher gar nicht, begann es jetzt links nach 6 bis 8 Kilometern, rechts bereits nach 2 bis 3. Ich musste jeweils mehrere Tage zwischen den Trainingseinheiten verstreichen lassen, damit die Knie überhaupt wieder lauftauglich wurden. Nachdem die Blasen zwischenzeitlich verschwunden waren, versuchte ich wieder die nachgeschliffenen „aktiven“ Einlagen. Resultat: Beide Knie schmerzten und ich kam nie so weit, dass ich herausfinden konnte, ob die Füße jetzt besser zurecht kamen als ganz am Anfang dieser Aktion.
Mittlerweile habe ich die fünfte Variante Einlagen, die vierte nach der Laufanalyse, laufe immer nur 6 bis 7 Kilometer am Stück mit mindestens einem Tag Pause zwischen den Läufen und langsam habe ich das Gefühl, es könnte mit den Knien besser werden. Was gäb ich drum, ich hätte das ganze Ausprobieren gelassen und mich mit meinen bis zu 15 km wunderbar schmerzfreien Läufen zufrieden gegeben. Perdu.
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