Hochmut – Mut – Demut
Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall und Demut kann uns erheben – wenn wir den Mut dazu haben.
Um die Dimensionen dieser Worte zu erfassen, war es für mich hilfreich, mir die Wortgeschichte des Mutes anzuschauen.
Dass „Mut“ die Bedeutung von Wagemut, Beherztheit, Kühnheit und Tapferkeit hat und als eine Haltung gilt, die zwischen Tollkühnheit und Feigheit liegt, ist erst seit dem 20ten Jahrhundert gebräuchlich. Wobei Mut in diesem Sinne, ohne jede Furcht, Vorsicht oder Besonnenheit, sehr schnell zum Leichtsinn, zur Tollkühnheit, Dreistigkeit oder Waghalsigkeit wird.
Ursprünglich kommt der Begriff „Mut“ vom altgermanischen „muod“ und meinte damals „erregt sein, nach etwas trachten, auch zornig sein„. Heute ist dieser Aspekt noch erhalten in der Redewendung „sein Mütchen kühlen„.
Es folgte eine Begriffsausweitung, insbesondere in Wortzusammensetzungen alle möglichen seelischen Stimmungen damit zu benennen, also Gemütszustände, wie z.B. kleinmütig, großmütig, sanftmütig, frohgemut, schwermütig, wankelmütig, missmutig und ist auch enthalten in Worten wie Zumutung oder Anmutung.
Die erste Bedeutungsverschiebung brachte das Hochmittelalter, als „hoher muot“ zur Bezeichnung für Stolz und seelisches Hochgestimmtsein wurde, was dann als Tugend verstanden wurde und nicht das geringste mit der heutigen Bedeutung von Hochmut* zu tun hatte. Den Tugendaspekt finden wir z.B. in dem Wort Edelmut oder auch in Großmut wieder.
Die nächste Veränderung der Begriffsbedeutung kam mit dem 19ten Jh., als „Muth“ die „Hoffnung auf einen guten Ausgang“ bezeichnete. Dies findet sich in Ausdrücken wie frohen Mutes sein, wohlgemut, oder mutlos wieder, wobei Letzteres eben nicht ängstlich sondern hoffnungslos meinte. Übermut hieß dann, sich zu viel (unberechtigte) Hoffnung zu machen (dä Kölsche säht: Et hät noch emmer joot jejange).
Der Hochmut ist heute* eine Haltung, eine Gesinnung, bei der der Betroffenen sich, seinen Rang oder seine Fähigkeiten höherwertig als die der anderen einschätzt. Und es ist damit nicht nur eine Form der Selbstüberschätzung gemeint, sondern auch ein Überlegenheitsgefühl und eine soziale Distanz und Abwertung im Bezug auf die anderen. Wir nennen es auch Anmaßung, Überheblichkeit, Arroganz, Einbildung, Blasiertheit oder Dünkel. Eitelkeit und Narzissmus sind hilfreiche Voraussetzungen dafür. Kommt dann noch tölpelhafte Unerfahrenheit dazu, erhebt das den Betreffenden in den Rang des Schnösels.
Die Demut ist nicht einfach nur das Gegenteil von Hochmut. Der Demütige erkennt und akzeptiert, dass es etwas Höheres und Wichtigeres gibt als ihn selbst. Demut verneigt sich vor Werten und Prinzipien wie der Menschlichkeit, dem Verzeihen und dem Wert und der Besonderheit anderer Menschen, ist aufmerksam, bereit zu dienen, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen, ohne dabei passiv, schwach, schüchtern oder abhängig zu sein. Diese Art von Schwäche und Herabwürdigung vermittelt uns zwar der Begriff der Demütigung durch andere –
wirkliche, freiwillige Demut entfaltet sich allerdings am besten als kraftvolle Tugend, gut gelaunt, zugewandt, herzlich in innerer Unabhängigkeit.
Quellen: Kluge, Etymologischen Wörterbuch der deutschen Sprache, Wikipedia