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Glauben, Wissen, Vertrauen, Kontrolle

12/10/2011

Unser Verständnis dieser Begriffe hat konkrete Auswirkungen auf den Umgang mit unseren Partnern, Kindern, Mitarbeitern oder Kunden. Ein heikles Thema, dem ich mich gerne etymologisch (sprachgeschichtlich) sowie definitorisch und nicht ideologisch oder theologisch nähern möchte.

Über das „Glauben“: Unter Glauben versteht man zumeist eine Wahrscheinlichkeitsvermutung. Glauben in diesem Sinne bedeutet, dass ein Sachverhalt hypothetisch für wahr gehalten wird. Darin unterscheidet sich „glauben“ einerseits vom religiösen Glauben, der stets auf dem Willen zum Glauben beruht und die absolute Wahrheit des Glaubensinhalts (z. B. der Existenz Gottes) unterstellt. Andererseits unterscheidet sich Glauben von Wissen, das als wahre und gerechtfertigte Meinung verstanden werden kann. Glauben im alltäglichen Sprachgebrauch ist also eine Vermutung oder Hypothese, welche die Wahrheit des vermuteten Sachverhalts zwar annimmt, aber zugleich die Möglichkeit einer Widerlegung offen lässt, wenn sich die Vermutung durch Tatsachen oder neue Erkenntnisse als ungerechtfertigt herausstellt.
Das Wort
glauben kommt von „für lieb halten“, „gutheißen“, verwandte Wörter sind „geloben“ oder auch „verloben“. In diesem Sinne impliziert die Verpflichtung, etwas für wahr zu halten, das man nicht sieht. (Quelle: Wikipedia). Vermutlich gehört dieses Wort zu Laub (lauben) in der Bedeutung „Laubbüschel als Futter und Lockmittel für das Vieh“ und bedeutet dann ursprünglich „zutraulich, folgsam, handzahm“ (wie das Vieh, dem ein Laubbüschel hingehalten wird). Abstraktum: Glaube (Quelle:Kluge, Etymologischen Wörterbuch der deutschen Sprache).

Über das „Wissen“: Dieses drückt den Zustand aus, der durch die Handlung (finden, erkennen, erblicken) erreicht wird, also „ich habe gefunden/erkannt/gesehen“ = „ich weiß“. Abstraktum: Wissen (Quelle:Kluge, Etymologischen Wörterbuch der deutschen Sprache).Über das „Vertrauen“: Ausgangsbedeutung ist „fest, sicher sein“. Reflexiv konstruiert bedeutet es im Deutschen auch „wagen“ („sich trauen – zu sich Vertrauen haben“) und mit Dativ „ehelich verbinden“ (vgl. dem Sinn nach anvertrauen). Abstraktum: Trauung (Quelle:Kluge, Etymologischen Wörterbuch der deutschen Sprache)
Das Wort „trauen“ gehört zu der Wortgruppe um „treu“ = „stark“, „fest“.
Darunter wird die Annahme verstanden, dass Entwicklungen einen positiven oder erwarteten Verlauf nehmen. Ein wichtiges Merkmal ist dabei das Vorhandensein einer Handlungsalternative. Dies unterscheidet Vertrauen von Hoffnung. Vertrauen beschreibt auch die Erwartung an Bezugspersonen oder Organisationen, dass deren künftige Handlungen sich im Rahmen von gemeinsamen Werten oder moralischen Vorstellungen bewegen werden.
In der Soziologie wird häufig die Definition von Niklas Luhmann zitiert, wonach Vertrauen ein „Mechanismus zur Reduktion sozialer Komplexität“ und zudem eine „riskante Vorleistung“ sei. Dort, wo die rationale Abwägung von Informationen – aufgrund unüberschaubarer Komplexität, wegen Zeitmangels zur Auswertung oder des gänzlichen Fehlens von Informationen überhaupt – nicht möglich ist, befähigt dann das „Vertrauen“ zu einer auf Intuition gestützten Entscheidung. Luhmann definiert Vertrauen weiter als einen Akt der Selbstdarstellung: „Vertrauen ist dann die generalisierte Erwartung, dass der andere seine Freiheit, das unheimliche Potential seiner Handlungsmöglichkeiten, im Sinne seiner Persönlichkeit handhaben wird – oder genauer, im Sinne der Persönlichkeit, die er als die seine dargestellt und sichtbar gemacht hat. Vertrauenswürdig ist, wer bei dem bleibt, was er bewusst oder unbewusst über sich selbst sichtbar gemacht hat“.Rational-logische Definitionen dieser Art klammern allerdings eine wichtige Komponente aus. Denn das Wort Vertrauen ruft bei unterschiedlichen Menschen mit unterschiedlichen emotionalen Erfahrungen unterschiedliche Assoziationen hervor. Der Begriff Vertrauen ist demnach nicht allgemein- rational definierbar. Er enthält eine irrational- emotionale Komponente, die sich logisch- rationalen Definitionen entzieht.
Umgangssprachlich wird Misstrauen oft als das Gegenteil von Vertrauen angesehen, was wissenschaftlich jedoch differenziert eingeschätzt wird. Nach Luhmann ist Misstrauen ein „funktionales Äquivalent“ zu Vertrauen, da es ebenfalls Komplexität reduziert und zu auf Intuition basierten Entscheidungen befähigt. Die Gleichzeitigkeit von Vertrauen und Misstrauen ist kein Widerspruch, sondern steht in Abhängigkeit von der sozialen Situation, die bei Luhmann durch Komplexität gekennzeichnet ist. (Quelle: Wikipedia)

Über die „Kontrolle“: Entlehnt aus frz. contrôle m., dieses aus älterem frz. contre-rôle m. „Gegenrolle, Gegenregister“. Gemeint ist also ein Gegenstück, das man zur Überwachung und Überprüfung verwendet. Verb: kontrollieren (Quelle:Kluge, Etymologischen Wörterbuch der deutschen Sprache) Gegenstück wie z.B. bei der doppelten Buchführung jedes Konto ein Gegenkonto hat, mit dem es abgestimmt werden kann.

Anmerkung des Autors: Ich verstehe den Begriff des Vertrauens in Beziehungen nicht im Sinne von „blindem Vertrauen“, welches auf Glauben oder Hoffnung basiert, sondern „sehendem Vertrauen“, „ich habe gefunden, erkannt, erblickt“, welches auf Wissen gegründet ist und in einer Anfangsphase auf Kontrolle i.S. der Anschauung der vergangenen Resultate und aktuellen Sammlung von Erfahrungen beruht, bei der die Aussagen und Ergebnisse („Gegenstücke“) miteinander verglichen werden.

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